Selzer Sälche Fassenacht 2017

MGV Jahreskonzert 2017
21. Oktober 2017

Am 13.02.2017 erschien in der "Landskrone" der Allgemeinen Zeitung der nachfolgende Artikel.

MGV Selzen präsentiert urige und vergnügliche Sitzung

Von Torben Schröder
SELZEN - Ein proppenvolles Sälchen, eine als Mario-Bros.-Figurenkosmos kostümierte Kapelle und ein als Minion verkleideter Sitzungspräsident, der mangels Platz für ein Komitee pausenlos durch den Saal wirbelt – die Fastnacht des MGV Selzen war auch in ihrer sechsten Auflage wieder ebenso urig wie vergnüglich. Das Team um Sitzungsleiter Freddy Henß, MGV-Chef Andreas Winters und Mit-Initiator Sven Hauenstein hat es in kurzer Zeit geschafft, eine echte Kultveranstaltung zu etablieren, mit einem festen Stammpublikum. Kein Wunder, dass „Hausmeister“ Lothar Hauenstein die immer gleichen Gesichter im Saal erst einmal rüffelte, sie sollten doch ihre Karten mal an andere Selzer verschenken: „Die meisten hocken hier doch nur, weil der Wein so billig ist.“

Im, so Hauenstein, „einzigen Ort, wo an Mariä Lichtmess noch der Weihnachtsbaum gestanden hat“, ist es guter Brauch, die Nachbargemeinde zu piesacken. „Am Anfang unsere Musik, dann unser Protokoll – man meint’, es wär’ unsere Generalprobe“, spöttelte Henß mit Blick auf die Hahnheimer Gockelores-Sitzung aus der Vorwoche. Dort hatte Ortsbürgermeister Werner Kalbfuß alias Karl Dickworz als Trump-Parodie das Vorhaben geäußert, eine Mauer Richtung Selzen zu bauen. Henß ist einverstanden und hatte, um direkt loszulegen, die ersten Steine dabei. Schließlich habe Hahnheim „das Flair eines leeren Kühlschranks“. An Rednern gemessen, habe Selzen nun ein Außenhandelsdefizit. „Ich lade gern den Dickworz Karl ein, das wieder auszugleichen“, bot Henß Kalbfuß einen Platz in der siebten Sälchen-Fastnacht an.

Das nämliche Protokoll stammte von Antje Conrad. Nicht nur für ihren Bericht über die Pläne eines gemeinsamen Feuerwehr-Doppelhauses, in dem „rechts die Selzer und links die Hahnheimer“ ausrücken sollen, gab es manch herzhaften Lacher. Der „Pfälzer“ Tobias Mohr, der von seinen Erfahrungen im Krankenbett berichtete („Ich bin der Meinung, die meisten Patienten im Krankenhaus sterben am Warten“), der „Gardist“ Thomas Heigert mit geschliffenen politischen Versen und die unnachahmlich vulgäre Heike Maaßen als „Else aus dem Pott“ samt ihrer Liebeserklärung an den Wochenmarkt („das wöchentliche Weinfest in Selzen“) komplettierten den höchst abwechslungsreichen Redner-Reigen.

Immer wieder faszinierend ist, wie es Kurt Wolf als „Selzer Frosch“ schafft, in seiner mehr als 30-minütigen Rede das Publikum auch nach Mitternacht in seinen Bann zu ziehen. Sicher streitbar, wie er die Absage des Rosenmontagsumzugs in Mainz erst mit den Silvester-Übergriffen in Köln in Verbindung brachte und dann festhielt, es seien „nur wenige Narren durch Mainz gestreift – damit hat der Terror sein Ziel erreicht“. Lauten Applaus gab es für spöttelnde Bemerkungen Richtung Undenheim – in der Zeit, die man dort brauche, „hätten wir Selzer drei neue Sportplätze gebaut“ –, für sein Plädoyer pro Ortsumgehung und dafür, dass er den neuen Flächennutzungsplan als „Aufteilungsbetrug“ geißelte – schließlich seien die mit besonders viel Neubaufläche bedachten Städte Nierstein und Oppenheim schon groß genug.

Auch die „Frau vom Bürgermeister Klaus“, deren Beschwerde dazu geführt habe, dass der Kerbe-Umzug anders aufgestellt werden musste („Liebe Frau, wenn die Kerb losgeht, sind die Selzer lustig und froh. Die Beerdigung ist leiser, aber die ist erst hinten noh’“), bekam rhetorisch einen mit, und immer wieder setzte Wolf seine Pointen mit gekonnt umgetexteten Liedern. Standing Ovations waren der verdiente Lohn. Nach sechs überaus kurzweiligen Stunden verabschiedete sich Henß stilecht vom „besten Publikum, das heute Abend für sieben Euro zu kriegen war“.

WER WAR NOCH DABEI?

Musik: Die Big Band Selzen-Köngernheim bestritt den musikalischen Auftakt, Regina Buhl trat als Wolfgang Petry und als Margit Sponheimer auf, die Singenden Kellermeister boten ein Fastnacht-Potpourri dar, das Finale bestritt der Gospelchor.

Tanz: Das MGV-Gardeballett, die Majoretten der Mainzer Ranzengarde, die Köngernheimer Stolperhölzer, die „Pink Puschels“ und die Selzer „Froschschenkelcher“ – mit den sicher lustigsten Kostümen dieser Saison – tanzten.

Nachfolgend noch einige Bilder des Abends

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